Die Geschichte der Holzbearbeitung
Von ersten Entwürfen und vollausgestatteten Allroundern
Bereits in der frühen Steinzeit verwendeten die Menschen Äste, um Waffen wie Stöcke, Spieße oder Stockschleudern zu bauen. Die Ägypter nutzten erste Konstruktionen von Sägen und die Römer arbeiteten nachweislich mit Hobeln, deren Bau- und Funktionsweise auch in modernen Geräten wiederzufinden ist. Die Holzbearbeitung ist also nahezu so alt wie die Menschheit selbst.
Leonardo da Vinci soll bereits um 1500 n.Chr. erstmal über eine Hobelvorrichtung gesprochen haben, bei der ein auf Führungen gleitender Hobel hin- und hergeschoben wird. Im 18. Jahrhundert wurden dann erste Mechaniken für das Sägen und Hobeln entwickelt, erste Entwürfe von Dreh- und Drechselmaschinen entstanden - wobei das Drechseln selbst eine Methode darstellt, die bereits in den ersten Hochkulturen genutzt wurde und deren Geschichte bis weit in die Antike zurückreicht.
Ebenfalls im 18. Jahrhundert: Die Entwicklung der ersten funktionsfähigen Dampfmaschine! Ein Meilenstein für den dezentralen Antrieb von Maschinen, der zeitgleich einen großen Beitrag zur damals aufkommenden Industrialisierung und der Revolution der Güterproduktion leistete.
Die Entwicklung der Hobelmaschine
Im Jahr 1793, wurde dem britischen Ingenieur und Schiffsarchitekt Samuel Bantham dann ein Patent für eine Maschine mit „Messerkopf, so wie er für das Schneiden einer Nut beschrieben wurde“ überschrieben, die seiner Aussage nach zum Hobeln genutzt werden sollte. Mit dieser Neuigkeit wurde die Entwicklung des Reibeisens immer weiter vorangetrieben, sodass nur neun Jahre danach - bereits im Jahr 1802 – die erste automatische Abrichthobelmaschine konzipiert werden konnte. Dabei hätte Erfinder Joseph Bramah seine „Trying up machine“ zu keinem besseren Zeitpunkt entwickeln können. Wohingegen Holzbearbeitung vorher ausschließlich handwerklich durchgeführt worden war, wurde die Maschine mitten in der Ära der industriellen Großbetriebe, direkt in der Praxis getestet und immer weiter optimiert, sodass 25 Jahre nach dem ersten Modell eine Hobel und Kehlmaschine entworfen werden konnte, die als Vorgänger der heutigen Hobelautomaten gewertet werden kann und die außerdem mehrseitig profilieren konnte.
Das Jahrhundert der maschinellen Erfindungen
Einhergehend mit den neuen Möglichkeiten der industriellen Revolution war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt von neuen Erfindungen und Maschinenkonstruktionen. Der schottische Unternehmer und Erfinder Robert Thomson meldete die Bandsäge zum Patent an, aus der Kopplung zweier einseitiger Profiliermaschinen wurde zufällig der erste Doppelendprofiler entworfen und pünktlich zur Jahrhundertwende kam die erste Zylinderschleifmaschine auf den Markt, die Hans Weber im Auftrag der Nürnberger Maschinenfabrik Carstens entwickelte. Diese Maschine wurde zunächst zur Bearbeitung von Schiefertafeln genutzt, anschließend dann vor allem für den Einsatz in der holzverarbeitenden Industrie verwendet und zur Breitbandschleifmaschine weiterentwickelt. 1870 nahm mit der Patentierung der ersten industriell eingesetzten Furniermessermaschinen auch die Entwicklung von Furnierwerkstoffen ihren Lauf. 1906 ließ sich der Möbelgestalter und Konstruktionszeichner Wilhelm Altendorf die weltweit erste Format- und Besäumkreissäge einfallen, da die damals auf dem Markt befindlichen Maschinen seinen Ansprüchen für seine Fabrik nicht genügten. Mit dem „DC Pattern Miller“ der Fa. Wadkin begann ein Jahr später der Siegeszug der elektrisch angetriebenen Maschinen mit eigenem Motor.
Auch danach riss die Serie an Erfindungen nicht ab: 1920 brachte Armin Bömer die Methode des Hobelns auf eine modernere Ebene, indem er eine Kehlmaschine erfand, deren Weiterentwicklung später als erster „echter“ Vierseiter mit Abrichtwelle in die Geschichte eingehen sollte und bei der sowohl Dicke als auch Breite des Hobels vorgegeben werden konnten. All diese neuen technischen und maschinellen Möglichkeiten veränderten nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch das Selbstbild der Handwerker. Prozesse und Produktionsschritte mussten neu erfahren, die Maschinen erst einmal als Unterstützung statt als Feind angesehen werden.
Die erste harte Faserplatte, die den Grundstein für die Entwicklung der MFD legen sollte, stieg acht Jahre vor der Spanplatte in den Markt ein. Die massenhafte Produktion dieser – von Max Himmelheber patentierten - Spanplatte diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Auslöser für die Entwicklung neuer Maschinen und Fertigungsverfahren.
Zeitgleich mit dem Markteinstieg der Spanplatte stellten die letzten größeren Fabriken von Transmission auf elektrische Einzelbetriebe um und beendeten damit die Ära der industriellen Holzbearbeitung. Der erste Doppelendprofiler mit Kettenvorschub sollte dann ab 1934 die Bearbeitung von Massivholz erleichtern und ab 1936 existierten Oberfräsen mit Frequenzumformern, die Elektromotoren ohne kompliziertes Getriebe Drehzahlen von bis zu 18.000 Drehungen pro Minute ermöglichten. Durch diese Neuerung konnten Oberfräsmaschinen von nun an komplizierte Formen und Produkte kreieren, die vorher in mühsamer Handarbeit hergestellt werden mussten. Jahrzehnte später ergab sich daraus die Entwicklung des CNC-Bearbeitungszentrums.
Stillstand statt Innovation
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand das Handwerk, insbesondere das der Tischler, kurz vor seinem Aus. Während der Kämpfe lagen die Erfindungen brach, Ressourcen wurden anderweitig verwendet - statt Innovation herrschte Stillstand. Auch deshalb, weil die Regierung mithilfe von ersatzlosen und erzwungenen Schließungen versuchte, die Handwerker als Arbeiter in der Rüstungsindustrie einzusetzen. Erst 1947, nach dem Ende der Nazi-Diktatur, fand in Hannover wieder die erste Exportmesse statt, die ein erster Anlauf zur Belebung der damals desolaten Wirtschaftslage sein sollte und von britischer Seite aus initiiert wurde.
Im Anschluss an den Erfolg dieser Messe ließen weitere Erneuerungen nicht lange auf sich warten. 1951 begann die Möbelindustrie bedruckte Papierbahnen auf Span- und Hartfaserplatten als Ersatz für Furniere zu verwenden, noch im selben Jahr patentiert eine amerikanische Firma die erste Breitbandschleifmaschine, die ausschließlich zur Bearbeitung von Massivholzschliffen eingesetzt wurde. Im Jahr darauf stieg die SCM Group, ein Unternehmen das bis dahin als eines der letzten auf handwerklich angefertigte Holzprodukte setzte, mit der Maschine „L’invincible“ ebenfalls in das Geschäft der Holzbearbeitungsmaschinen ein. Eine Durchlauf- und Kantenanleimmaschine wurde vom Hersteller IMA entwickelt und die elektrisch geregelten Andruckelemente der Firma Viet schafften es ab 1953 auch verzogene Platten zu schleifen.
1954 präsentierte dann das Unternehmen Weinig die Mehrfachkehlmaschine mit axial und radial verstellbaren Kehlspindeln, deren Grundaufbau bis heute auch in Hobel- und Kehlmaschinen zu finden ist. Torwegge führte eine Mehrzweckmaschine ein, die erstmals im Durchlauf bohren, fräsen und sägen konnte. Erste vertikale Plattensägen, die auch bei geringem Platz einen präzisen Zuschnitt ermöglichen, wurden produziert und die erste Formatkreissäge mit schwenkbarem Sägeblatt war in den Geschäften erhältlich.
Für mehr Flexibilität und Qualität
Die Entwicklung der Holzmaschinen in den 60er-Jahren stand unter dem Schirm der Flexibilität und Qualität. Harbs stellte die weltweit erste Kehlmaschine mit durchgehendem Vorschub vor, Shoda führte mit der ersten CNC-gesteuerte Holzbearbeitungsmaschine eine Weltneuheit ein und Hemag baute mit dem Fräsrotor, einem Tischfräser, die erste, speziell für den Fensterbau entwickelte Maschine.
Das darauffolgende Jahrzehnt erhielt die Elektronik mit Maschinen wie dem Mehrfach-Magazin oder dem elektronischen Gliederdruckbalken Einzug in die Holzbearbeitung. 1975 schrieb die „Ligna“ als erste eigenständige Fachmesse für Holzbearbeitungsmaschinen in Deutschland Geschichte und zählt in dieser Branche bis heute zu den weltweiten Messe-Spitzenreitern.
Ab den 80ern erlebte das Bau- und Tischlerhandwerk durch den Wiederaufbau in Deutschland einen regelrechten Boom. Computertechniken und Bildschirmsteuerung unterstützen von da an die Arbeit der Handwerker. Ein Beispiel: der manuelle Elektro-Kantenrunder, der die Branche wegweisend weiterbrachte und sich auf der ganzen Welt ausbreitete. Auch heute kommt er auf der Welt noch flächendeckend - wenn auch nur noch in kleinen Tischlereien - zum Einsatz.
Jahrzehnte voller Maschinenneuheiten
Die letzten drei Jahrzehnte waren gefüllt mit Maschinen, die PC und CNC auch in die klein und mittelständischen Betriebe brachten oder die Arbeit durch integrierte High-Tech-Systeme leichter und ungefährlicher gestalten sollten. Maschinen aus Beton wurden gebaut und Holz lässt sich mittlerweile mithilfe neuer Technologien auch schweißen! Formatkreissägen sind mittlerweile doppelt schwenkbar und durch neue Techniken wird versucht, bei Kantenanleimmaschinen die Klebefuge zwischen Platte und Kantenmaterial nicht mehr sichtbar werden zu lassen. Alle Zeichen stehen auf Optimierung!
Bis heute werden somit immer wieder neue Maschinen gebaut, die die Arbeit mit Holz vereinfachen, perfektionieren und möglichst ergonomisch gestalten sollen. Sie werden immer moderner und automatischer, basieren in all ihren Grundlagen jedoch auf Konstruktionen und Ideen, die bereits vor vielen Jahren und Jahrhunderten entstanden sind. Holz wird immer ein wichtiges Material für viele Handwerker bleiben, denn Holz gehört, wie die frühe Steinzeit gezeigt hat, schon immer zu den wichtigsten Werkzeugen des Homo Sapiens.
Quellenverweise:
Deutschlandfunk (2022): Die erste „Export-Messe“ in Hannover (https://www.deutschlandfunk.de/exportmesse-hannover-100.html)
Finsterbusch, Edgar/Thiele, Werner (1983): Vom Steinbeil zum Sägegatter. Ein Streifzug durch die Geschichte
der Holzbearbeitung, Leipzig
Höchsmann (2006): Ein Unternehmen erforscht die Geschichte der Holzbearbeitung), S.3-19
Wadkin (1897): Pattern Milling Machines, London, S.2-8
Wyss (1981): Zur Patentgeschichte der Spanplatte
Zander, Christian F. (2008): Vom Hobel zum Computer – Zur Wirtschaftsgeschichte des modernen Tischler- und
Schreinerhandwerks in Deutschland, Leinfelden-Echterdingen, S.33 – 138